Uwe Lammla
Uwe Lammla hat verschiedene Gedichtsammlungen verfasst, aus denen hier jeweils ein Gedicht vorgestellt wird.
Traum von Atlantis
JOHANNISTAG Streift Johannes durch die Auen, Wird der Born des Lebens klar, Und die Knabenaugen schauen Hopfen, Beifuß, Frauenhaar, Seinen Liebestrank zu brauen, Bringt sich manche Blüte dar, Adler wiegen sich im Blauen über dem Johannisjahr.Werbung
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überall grüßt der Belauber, Der sein Blut den Ernten weiht, Hand und Wanne blitzen sauber Vor der Wöchnerin, die schreit, Gib dem Fluß den schwarzen Tauber, Balsam, dunkelrot geseiht, Unerstützt den Sonnenzauber Jährlich zur Johanniszeit. Der dem Fischer Lachs und Flunder, Seine Boten, gern gebracht, Wird zum trunkenen Gesunder Allem Volk, das jauchzt und lacht, Salbei, Nessel und Holunder Mehren Gut und Mannesmacht, Und im Feuer steigt sein Wunder Hell in die Johannisnacht. Ihren toten Gott zu minnen, Der verborgne Wege geht, Wälzen nackte Tänzerinnen Sich im Flachs, der mannshoch steht, Asche fällt von First und Zinnen, Frucht zerplatzt zu Purpurmet, Und die blutigste gewinnen Gärtner im Johannisbeet. Sein Vertraun in eine Stunde Offenbart sich erst im Tanz, Macht als Geist der Tafelrunde, Was im Jahr zerdriftet, ganz. Seine Priester sehn die Wunde, Doch das Glück gehört zu Hans, Und der Schürfer schätzt die Funde Unter dem Johanniskranz. Seine Feuer überspringe Neunfach sonder Not und Klag, In der Flamme tausch die Ringe Für den ewigen Vertrag, überhör die dunkle Schwinge, Lockt der Weiher dich im Hag, Und den Elementen singe Selig am Johannistag.
Deutsche Passion
DER PUNSCH Wir wandelten auf Höhn, wo spät und trunken Der Herbst das Wort mit Leichtigkeit begabt Und frei und froh, sie in sein Gold zu tunken, Die Stimme flügelt, die im Herz versunken Des Hegers harrt, der sie mit Honig labt. Beseligt überließen wir dem Reigen Der Melodien, von Prunk und Glast umstellt, Was wir gewöhnlich in die Zeit verzweigen, Als gälte es, die Seele weiß zu zeigen, Zu fallen aus dem Streit von Traum und Welt. Jedoch der Gilber, der in seiner Leuchte Noch einmal, was das Jahr uns bot, beschwor, Fiel mit dem Tag, und aus dem Tal der Feuchte Kroch Nebelung mit Grimm und Groll und scheuchte Die Sonne, deren Blut im Weinberg fror. Wir spürten wohl ein Ziel in unserm Schreiten, Doch keinen Namen, keinen Reim im Wunsch Nach Einkehr, Erde, und den Geist zu weiten, Nach Süße und Essenz der Jahreszeiten, Da bot ein Kind am Straßenrand uns Punsch. Aus welchem Reich, mit welchem Aug betrachtet, Tritt dieser Knabe ein und lächelt scheu? Das Haus, verfallen, lichtlos, still, beachtet Kein Wanderer, wenn ihn der Rausch umnachtet, Entquollen aus dem dampfenden Gebräu. Sein Zauber, als wir zueinander traten, Erschien auf deiner Stirn und hell und klar Im Blick, als hätt ein Engel dir verraten, Was uns die Stunde schlug und welche Taten Wir niederstelln auf seines Herrn Altar. Nicht daß er uns in dieser Fährnis feie Noch daß die Schau, die er verhieß, uns ein - Die Hoffnung bleibt ein Truggebild für Freie, Doch hat uns das Mysterium der Weihe Tiefrot vertraut im hold gewürzten Wein.
Idäisches Licht
JUGEND Ob Mohn, ob Seim, Gefahr, Gedicht, Sie ruft dich heim, Was sie verspricht, Ist alt, so alt Wie nur die Welt, Und es verhallt Erst, wenn sie fällt. Die Götter stehn In ihrer Schuld, Und wenn sie gehn, So rückt der Kult Vom Gipfelschnee, Den sie nicht braucht, In jede See, Daraus sie taucht. Ob sie das Heil Im Flug begreift, Als Sonnenpfeil Durch Wolken schweift, Ob sie ihn freit Und sich vertauscht, Ihr ist die Zeit Ein Meer, das rauscht. Sie krönt das Haupt Wie Wogen Schaum, Und wer ihr glaubt, Agiert im Traum, Der ihn umspielt Und ihm nicht sagt, Wohin er zielt Und wann es tagt. Doch wer ihr traut, Hat ohne Groll Auf Sand gebaut, Und Glaubens voll, Daß nicht ein Scherz Die Karten leg, Weiß er ins Herz Den Königsweg.
Tannhäuserland
SAALENSTEIN Hier grüßt kein Bergfried West und Nord, Nicht Zinne, Brunnen, Gitter, Wall, Hier steht nur noch ein großes Wort, Geheimnisreich am Burgenstall. Die Zeit, die einst mit Burgenstolz Die schwarze Träumerin beflankt, Verlor an Feuer Hof und Holz, An Räuber Stein, dran Efeu rankt. Einst war das Pflaster Grund und Bau Begehrt als hart und strengen Fugs, Es wuchs verjüngt in linder Au, Manch Schloß und manche Schänke trugs. Doch endlich wurden Sturm und Frost Als Feinde klein in einem Los, Drin Entenfleisch und Apfelmost Gering vor der Geschichte groß. Der späte Mensch, der echte Not Bedenkt in Buch und Almanach, Vermißt im Tag das frühe Brot Und küßt die alten Burgen wach. Zwar blieb hier oft nur wenig Nutz, Doch wo ein falber Samen reicht, Ersteht die Zeit im Ritter-Trutz, Da hart die Tat und hart die Beicht.
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