Verschiedene Fassungen des Erlkönigs
Die Verfasser der folgenden Gedichte sind mir leider unbekannt.
Der Erlhacker
Wer tastet sich nachts die Finger klamm? Es ist der Programmierer mit seinem Programm! Er tastet und tastet. Er tastet schnell, im Osten wird der Himmel schon hell. Sein Haar ist ergraut, seine Hände zittern, vom unablässigen Kernspeicherfüttern. Da - aus dem Kernspeicher ertönt ein Geflüster "Wer poltert in meinem Basisregister ?" Nur ruhig, nur ruhig, ihr lieben Bits, es ist doch nur ein kleiner Witz.
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Mein Meister, mein Meister, sieh mal dort! Da vorne schleicht sich ein Vorzeichen fort! Bleib ruhig, bleib ruhig, mein liebes Kind, ich hole es wieder. Ganz bestimmt. Mein Meister, mein Meister, hörst du das Grollen? Die wilden Bits durch den Kernspeicher tollen! Nur ruhig, nur ruhig, das haben wir gleich, die sperren wir in den Pufferbereich. Er tastet und tastet wie besessen, Scheiße - jetzt hat er zu speichern vergessen, der Programmierer schreit in höchster Qual, da zuckt durch das Fenster ein Sonnenstrahl. Der Bildschirm schimmert im Morgenrot, Programm gestorben, Programmierer T O T !!!
Stinkkönig
Wer stinkt so spät durch Nacht und Wind? Es ist die Windel vom Findelkind! Du hältst es fest, du hältst es warm, doch es stinkt, auf dass es Gott erbarm. Von Kopf bis Fuß mit Kot beschmiert, mit Pampers wär' das nicht passiert.
Der Motorradkönig
Wer knattert so spät durch Nacht und Wind ? Es ist der Vater mit seinem Kind, Vater Joe mit dem Sohne Dick Auf einer Honda - sechshundert Kubik. "Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht ?" "Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht ? Den Erl mit seinem fiesen Gesicht ?" "Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' ihn noch nicht !" "Mein Vater, mein Vater, er brettert heran auf seiner Yamaha! Gib doch Gas, oh Mann, Sonst kommt er bald näher, sonst holt er uns ein, und nervt mich mit seinem Gelaber, das Schwein: Du liebes Kind, komm, geh' mit mir gar schöne Spiele spiel ich mit dir …" "Sei ruhig, bleib ruhig mein Kind; Das merkt doch ein Blinder, der Erlkönig spinnt !" "Er sagt's aber dauernd"; "Nun bleib mir nur cool; Ich weis es schon länger, der Erl, der ist schwul !" "Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort noch andere Homos am düsteren Ort !" "Mein Sohn, ich sehe nur Schatten dort drüben, drum hab keinen Schiß vor den windigen Typen: ich bin ja dabei, da traut er sich wenig mit seinem Gesochse, der blöde Erlkönig !" "Mein Vater, mein Vater, jetzt schiebt er sich vor !" Es quietschen die Reifen, es röhrt der Motor "Und jetzt, au weia, jetzt grapscht er mich an - Ich glaub, er hat ganz was gemeines getan !" Dem Vater graust's, er gibt schrecklich viel Gas: "Halt dich fest mein Sohn, sonst passiert dir noch was !" er erreicht mit Müh' seine Villa am Meer, doch hinter ihm der Sitz -- ist leer.
Der Anwaltskönig
Wer schreitet so stolz im schwarzen Gewand? Es ist der Anwalt - und sein Mandant; Er hat die Akte wohl im Arm, Er ist sich sicher, der Beklagte wird warm. Mandant, was birgst du so bang dein Gesicht? - Siehst Anwalt, du die Richter denn nicht? Die Richter mit Robe und Schleif'? - Lieber Mandant, die prozessieren wir weich. - Du böser Kläger, komm, her zu mir! Gar üble Erfolgsaussichten mach ich dir; Wir haben Dein Glück in der Hand, Tönt es aus schwarzem Gewand. Mein Anwalt, mein Anwalt, und hörest du nicht, Was die Kammer mir lauthals verspricht? - Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Mandant; Die Kammer rede ich an die Wand. - Willst Kläger, ohne Kohle nach Hause gehen? drauf verzichten auf Nimmer Wiedersehen; Der Anwalt findet's böse und gemein Die Kammer schießt sich erst richtig ein. Mein Anwalt, mein Anwalt, und siehst du nicht dort den Rechtsschutz, die Kammer, keiner glaubt mir ein Wort? - Mein Mandant, mein Mandant, ich seh es genau: der Rechtsstreit geht baden, sei schlau! - Kläger ich warne dich, mich reizt deine gierige Gestalt; Und bist Du nicht willig, so brauchen wir Gewalt. Im Namen des Volkes, nun schließt den Vergleich! Dem Mandanten wird mulmig, er ist windelweich! - Dem Kläger grauset's, er vergleicht sich geschwind, Die Vergleichsgebühr stimmt den Anwalt recht lind, Die Kammer drückt sich ums Urteil mit Mühe und Not; In ihren Armen die Akte war tot.
Erlkönig in weiß
Wer rast da so spät durch Nacht und Wind? Ein Krankenwagen mit Vater und Kind, mit Blaulicht und Sirene zum Krankenhaus hin, Sanitäter vorne, Notärztin hinten drin. Guter Mann, was bergen Sie so bang Ihr Gesicht? Sehn, Frau Doktor, Sie diese Wunden nicht? Wir kriegen Sie schon wieder hin, Sie und Ihr Kind, vorausgesetzt, daß Sie privat versichert sind. Ich krieg' nur Sozialhilfe, meine Tochter und ich sind allein, keiner, der sich um uns kümmert, für uns int'ressiert sich kein Schwein! Na, dann fällt uns für Sie eine and're Lösung ein, eine ärztin muß auch leben, Sie seh'n das sicher ein! Mein Vater, mein Vater, siehst Du denn nicht, diese gierigen Augen im verzerrten Gesicht? Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind, das sieht nur so aus, weil wir so aufgeregt sind! Es tut mir ja leid für Sie, guter Mann, die in der Notaufnahme schau'n sie sich nicht so genau an, die Leute, die nur gesetzlich versichert sind, deshalb sterben Sie jetzt, Sie und Ihr Kind. Mein Vater, mein Vater, und siehst Du nicht hier, diese langen Zähne, die sie fletscht wie ein Tier? Mein Kind, mein Kind, ich seh' es genau, das sind alte Kronen, die sind schon ganz grau. Guter Mann, Sie haben Pech, ich als ärztin hab' es gut keiner schaut mehr nach Ihnen, und ich hab Ihr Blut. Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt sie mich an, die Frau Doktor hat mir ein Leids getan. Dem Vater grauset, doch nicht mehr sehr lang, dann hat die Notärztin ihre Pflicht getan, gibt nach vorne ein paar Beutel mit Blut so rot, im Krankenhaus melden sie: Beide sind tot!
Der Torschützenkönig
Wer humpelt so langsam da über den Platz, es ist der Stürmer auf einer Hatz. Er schießt den Ball wohl mit den Fuß, weil er ja auch was treffen muß. "Mein Trainer, was birgst du so bang dein Gesicht?" "Siehst, Stürmer du, den Schiedsrichter nicht? Und Linienrichter, mit Flagg' und Pfeif'?" Für die Karte, die rote, bist Du reif!"
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